Hunderte Male sind wir schon an ihm vorbeigefahren - natürlich nicht, ohne ihn jedesmal ehrfürchtig zu bewundern und den Vorsatz zu bestärken: Irgendwann werden wir ihn bezwingen. Und heute war es endlich so weit.
Bestens auf die Tour vorbereitet gings um Punkt sieben Uhr bei herrlichem und noch kühlem Sommerwetter vom Parkplatz in Kulm los. Wie für den Grimming typisch lag oben auch noch eine kleine Haube, der Gipfel war in Wolken gehüllt. Das machte uns aber keine Sorgen, denn immerhin hatten wir uns auf einen etwa vierstündigen Aufstieg vorbereitet, da kann einiges passieren. Die Wegstrecke selbst ist ja relativ kurz, die knapp 1.400 Höhenmeter müssen aber trotzdem irgendwo untergebracht werden und so gings gleich durch den Wald im Stribinggraben ganz schön bergauf, bis man nach etwa einer Stunde zur ersten Schlüsselstelle gelangt. An dieser Stelle gebührt den Alpenvereinen und freiwilligen Helfern in unserem Land im Allgemeinen und der OeAV-Sektion Bad Mitterndorf im Speziellen ein großes Lob, haben sie doch den Weg hervorragend markiert und auch die schwierigeren Stellen mit Stahlseilen vor kurzem neu versichert. Ohne die vielen freiwilligen Helfer, die die Wege in Schuss halten und markieren, gäbe es weit weniger Bergerlebnis und weit mehr -unfälle.
Die erste Kletterei muss also absolviert werden, was für uns Kletterneulinge zwar eine Herausforderung aber nicht wirklich ein Problem darstellt. Ganz im Gegenteil: die ersten (versicherten) Passagen machen Lust auf mehr - und das sollte ja noch kommen.
Die erste Geländestufe also geschafft, erreicht man einen beeindruckenden Kessel voll mit Geröll und Felsen. Ein letztes kurzes Schneefeld musste überquert werden und nach wenigen Minuten im Kessel beginnt man schon zu suchen: Wo gehts denn da drüben weiter rauf? Die Felsen ragen fast senkrecht in die Höhe und sind nur mit wenigen Furchen durchzogen, doch je näher man an die Wand herankommt, umso deutlicher sieht man die zahlreichen Markierungen, die sich mehr oder weniger einladend den Weg nach oben suchen. Spätestens hier beginnt der wirklich anspruchsvolle Teil der Tour, der absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Seine Majestät verlangt seinen Gästen zudem Bergroutine und volle Konzentration ab - ein Fehltritt kann bereits fatal enden, obwohl die Nordseite als der "einfachere" Weg zum Gipfel gilt.
Nun denn - los gehts! Schritt für Schritt, immer die große Steinschlaggefahr im Auge, steigen wir den Fels nach oben und je näher wir dem Gipfel kommen, umso schlechter wird das Wetter: rundum hat es zugezogen und auch wenn es nicht nach Regen aussieht, wissen wir schon, dass wir ein zweites Mal auf den Grimming müssen, um auch die Aussicht genießen zu können. Andere Bergsteiger, schon im Abstieg, bestätigen uns: Der Gipfel ist vollkommen im Nebel. Macht auch nichts, im Grunde sind wir ja wegen dem Grimming hier und nicht wegen der anderen Berge - der König des Ennstales war ja unsere Herausforderung. Und diese hat sich als groß erwiesen, denn auf den fast 600 Höhenmetern im zweiten Kletterabschnitt, der unmittelbar bei der Biwakschachtel am kleinen Hochplateau endet, konnten wir (durchwegs erfahrene Berggeher) wertvollste Erfahrungen sammeln, die uns auf allen unseren weiteren Touren sehr nützlich sein werden.
Nach 4:15 Stunden genossen wir trotz Nebels das Gipfelerlebnis, dieser Berg ist wirklich nicht irgendeiner, es ist der Grimming und nicht jeder 08-15-Bergsteiger wird diesen Gipfel auch erreichen können. Die anschließende Gipfeljause vor dem Abstieg schmeckte diesmal besonders gut und wir bereiteten uns mental auf den sogar noch schwierigeren Teil der Tour vor: Der gleiche Weg musste jetzt bergab bezwungen werden.
Bereits die allererste Geländestufe am Einstieg zur Steilwand (die übrigens im zweiten Kletterabschnitt als einzige Stelle auch mit einem Stahlseil versichert ist - wie aussagekräftig!!) hatte es in sich und verlangte Mut und Konzentration. Immerhin blickt man fast immer hinunter in den Schotterkessel und das sind ganz oben nunmal fast 600 Meter. Auf allen vieren, manchmal auch unter Zuhilfenahme des Allerwertesten, arbeiten wir uns wie im Aufstieg Fels für Fels nach unten. Jeder Schritt muss gut gewählt sein und das kann untrainierten Berggehern schnell zum Verhängnis werden: Geht einem in dieser Phase der Tour die Kraft aus, wirds richtig gefährlich. Das ist uns aber nicht passiert, immerhin sind wir lange Touren auch gewöhnt und dennoch ist dieser Abstieg der anspruchsvollste Teil unserer bisherigen Ausflüge. Während bei anderen Wanderungen der Abstieg immer um ein großes Stück schneller bewältigt werden konnte, ist das diesmal nicht der Fall. Beinahe kommt es uns so vor, als würden wir sogar länger brauchen aber die Schritte müssen gut gewählt werden, um auch sicher wieder unten anzukommen - was letztlich auch gelingt. Die obere Kletterei und den Schotterkessel gut hinter uns gelassen, stellt auch die letzte Steilstufe (wieder bei den Seilen) keine große Herausforderung mehr dar, auch wenn wir jetzt schon die Müdigkeit vor allem in den Oberschenkeln spüren. Wieder beim Auto wird die Gehzeit gestoppt: Nach den 4:15 Stunden im Auf- und 4:00 Stunden im Abstieg ziehen wir uns um, fahren schnurstracks zum Fischrestaurant am Fuße des Schloss Trautenfels (direkt an der B320) und gönnen uns zur Feier des Tages eine herrliche Mahlzeit. Immer mit einem stolzen Blick auf den Grimming, der hinter dem Wirtshaus auf uns herunterblickt und uns heute gnädig war. Unsere erste Audienz beim König des Ennstales - es war einfach unbeschreiblich, eine Tour, von der wir noch lange und stolz erzählen werden.
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Samstag, 5. Juli 2008
Der Grimming: Audienz beim König von Ennstal
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