Dienstag, 4. März 2008

Objektiv und subjektiv: Alpine Gefahren

Wie jeder Sport, ja jede Aktivität im Leben so ihre Risiken mit sich bringt, ist natürlich auch das Bergwandern mit gefahren verbunden. Diese kann man in objektive (begründet in der alpinen Umwelt) und subjektive (hausgemachte) Gefahren unterteilen.

OBJEKTIVE ALPINE GEFAHREN

  • Wetterlage und -prognose
    Ob Kälte und Nebel oder aber pralle Sonne und Hitze: Kaum eine Wetterlage ist ohne Gefahren. Sonne und Hitze können zu Verbrennungen, Hitzschlag oder Sonnenstich führen. Kälte, Nässe und Wind hingegen begünstigen Unterkühlung, Erschöpfung und Erfrierungen. Nebel und Schneefall wiederum beeinträchtigen die Orientierung im Gelände stark. Gewitter bringen zusätzliche Gefahren: Blitz- und Steinschlag (durch den starken Regen) sowie Hagel gefährden den Wanderer beträchtlich.
    Deshalb ist es unabkömmlich, immer den aktuellen Wetterbericht (im Vorfeld der Tour aus allen Medien, bei der Anreise aus dem Radio und während der Tour bei Hüttenwirten und den dortigen Radios) im Kopf und im Auge zu behalten. Kündigen sich Gewitter an, sollte man die Tour möglichst früh starten, um schon gegen Mittag wieder sicher im Tal zu sein. Zudem sind regen- und winddichte Kleidung bei jeder Tour ein absolutes Muss!

    Strategie im Gewitter
    • Drahtseile, Leitern, Gipfel, Grate und freistehende Bäume unbedingt meiden
    • sich auf eine isolierende Unterlage stellen (Isomatte, Gummimatte)
    • Füße zusammenhalten (verringert die Potentialdifferenz)
    • nicht unter Überhängen oder in Nischen flüchten (Kurzschlussbrücke!)
    • Vorsicht bei Fenstern und Türen (Kurzschlussbrücke!)
    • Relativ sicher vor direktem Einschlag ist die Zone unter einer Wand (Achtung aber auf den Steinschlag!). Ein Sicherheitsabstand von 2-3 Metern sollte eingehalten werden. Besser Nass als tot.

  • Dolinen
    Dolinen sind Höhlen, deren Decke ganz oder teilweise eingebrochen ist. Man findet sie im Kalkgebirge. Schnee oder Latschen können die Öffnungen verdecken, ihre Tiefe kann zwischen wenigen Metern bis zu mehreren hundert Metern reichen!
    Nicht alleine gehen, sich im Zweifelsfall an den Weg halten.

  • Steinschlag
    Bergsteiger, Tiere oder Naturgewalten können Steine im Hang über einem selbst rasch lösen. Sind also keine Bergsteiger, Steinböcke oder Gemsen unterwegs, kann immer noch durch Temperaturunterschiede oder Wasser Steinschlag ausgelöst werden. Im Zweifelsfall Helm tragen.

  • Ausgesetztes Gelände - Absturzgelände
    Bei fehlender Trittsicherheit und Höhenangst ist dieses Gelände zu meiden! Tourenplanung! Schlechtes Wetter, Schneefelder, Vereisung oder Erschöpfung können auch einfachere Passagen erheblich erschweren. Alternativen einplanen, im Bedarfsfall Seilsicherung von Fixpunkten.
    Besondere Aufmerksamkeit verlangen auch Schneefelder (gefroren, weich aufgefirnt etc.). Während man bei aufgefirnten Feldern im Falle eines Sturzes mit der "Liegestütz-Technik" (auf den Bauch drehen, Liegestütz-Ausgangsstellung einnehmen) rasch und sicher bremsen kann, erfordern gefrorene Firnfelder zusätzliche Ausrüstung (Pickel, Seilsicherung vom Fixpunkt!).

SUBJEKTIVE - HAUSGEMACHTE - GEFAHREN
  • Erfahrungsdefizite
    Der Erwerb von Erfahrung birgt Risiken, denn nur aus Fehlern lernt man. Wichtig sind:
    • Scannender Blick:
      Erkennen von Gefahren, bevor sie zum Unfall führen
    • Kommunikation innerhalb der Gruppe (Hinweis auf schwierigere oder gefährliche Stellen)
    • Lernen aus Fehlern anderer

  • Psychologische Faktoren
    In bestimmten Situationen wird, oft unbewusst, ein höheres Risiko eingegangen: Nach vorangegangenen Misserfolgen, nach großen Erfolgen (Übergang vom "großen" zum "kleinen " Berg) und in Gruppen. Gruppenentscheidungen fallen häufiger riskanter aus als Einzelentscheidungen. Daher sollte man sich eine systematische Entscheidungsfindung angewöhnen:
    • Tourenplanung zu Hause. Überprüfung der Annahmen vor Ort und in konkreten Risikosituationen
    • Fehlende Informationen als negativ einstufen
    • Arbeiten mit Entscheidungsszenarien und Checkpunkten (Tourleiter, wiederholte Risikobeurteilung von Checkpoint zu Checkpoint etc.)
    • Standardroutinen entwickeln

  • Fotografieren
    Vorsicht beim berühmten "Schritt zurück"! Der Blick durch den Sucher stört das Gleichgewicht. Am Besten mit einer Hand festhalten und einhändig fotografieren.

  • Geländer und Zäune
    Ein Geländer versteht sich als Begrenzung eines Bereiches und nicht als Turngerät. Das Absturzrisiko ist beträchtlich!

  • Dunkelheit
    Von der Dunkelheit wird man nicht "plötzlich" überrascht. In der Regel weiß man, wann die Sonne untergeht und die Dunkelheit anbricht. Die Tourenplanung sollte deshalb mit ausreichend Zeitreserven geplant werden, zusätzliche Sicherheit bietet für den Fall der Fälle eine Stirnlampe.
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