Dienstag, 4. März 2008

Tourenplanung: Wissen, wo es lang geht

Planung ist die gedankliche Vorwegnahme zukünftigen Handelns, basierend auf einer Prognose. Was allgemein gilt, ist auch in unserem Zusammenhang essentiell. Und es ist vor allem entscheidend zu wissen, dass die Planung nicht mit dem ersten Schritt der Tour geendet hat - genau genommen endet sie erst mit der sicheren Rückkehr zum Auto, denn man ist ständig damit konfrontiert, Entscheidungen zu treffen, ohne vorher genau zu wissen, ob es die bessere oder vielleicht doch schlechtere ist. Um dem Ziel - einem schönen Bergerlebnis - näher zu kommen, kann man die Tour grundsätzlich in zwei Phasen aufteilen.

PHASE 1: Planung der Tour am Wohnort

Von Wanderführern und Kartenmaterial kann man von einer Tour ebensoviel lernen wie von Berichten von Personen, die das Ziel bereits selbst vor Ort erkundet haben. Die meisten Informationen zu einer Tour kann man hier bereits aufbereiten. Bleiben Unklarheiten, sollte man zur Sicherheit jedenfalls davon ausgehen, dass sich diese Dinge im Verlauf der Tour eher als negativ erweisen werden und Alternativstrategien entwickeln.
Besonders wichtige Kennzahlen sind Gehzeiten und Höhendifferenzen. Diesbezüglich gelten Richtwerte für die Schätzungen wie folgt:

  • 300 Hm pro Stunde im Aufstieg (400 Hm im Abstieg)
  • 4 Kilometer pro Stunde im horizontalen Gelände
Zur Ermittlung der Gehzeit addiert man die größere Zeit der beiden Kennzahlen mit der Hälfte der kleineren Zeit. Ein Beispiel: 1.800 Hm bei 12 km Wegstrecke:
  • 6 Stunden (1.800 div 3) + 1,5 Stunden (die Hälfte von 12 div 4) = 7,5 Stunden Gesamtzeit
Weiters sind folgende Fragen zu klären:
  • Welche Hütten/Stützpunkte liegen am Weg bzw. in der Nähe?
  • Muss ich das Lager reservieren?
  • Darf ich mich in diesem Gebiet frei bewegen (Naturschutzgebiete, Wildgatter etc.)
  • Wieviele Personen sind mit dabei?
  • WELCHE Personen sind mit dabei und wie ist ihre alpine Verfassung (Ausdauer, Trittsicherheit etc.)? Ist das Tourenziel für ALLE erreichbar?
  • Ausrüstungscheck
  • Wetterlage und -prognose
  • Tourenvorbesprechung am Abend vor der Tour (Ausrüstung, Zeitplan, Routenverlauf, Verhaltensweisen etc.)
  • Aufbruchzeit festlegen und einhalten!

PHASE 2:
Die Tour beginnt. Nachdem man sich noch beim Ausgangspunkt einen Überblick im Gelände verschafft und die vorbereiteten Informationen in der Karte mit den Gegebenheiten vor Ort abgleicht, kann es losgehen.
  • Schlussperson bestimmen
  • Zusammen bleiben. Der Langsamste geht als Zweiter. Vordere, evtl. schnellere Gruppenmitglieder brauchen nicht zu warten, langsamere müssen nicht aufholen. Wichtig für Gruppendynamik!
  • Infos einholen (andere Wanderer, Hüttenwirte, Jäger etc.): Wetterlage, Zustand der Route, etc.
  • Checkpoints am Weg in der Karte abhaken
  • Ersatzziele: Alternativen im Hinterkopf
  • Pausen an guten Aussichtspunkten (allerdings auch stark witterungsabhängig)
  • Vorausschauendes Verhalten: Geländebeobachtung, ständiges Abgleichen mit den Plänen und der Karte
  • Am Ende: Nachbesprechung der Tour, Eindrücke aller Teilnehmer, Planungskritik
Empfehlungen:
  • Kartenmaterial:
    möglichst Karten mit Höhenlinien-Abständen von höchsten 20 Metern verwenden (Bsp.: ÖK 1:25.000 oder ÖK 1:50.000, OeAV-Karten). Karten mit 100-Meter-Abständen sind zur Einschätzung von Neigungen VÖLLIG UNBRAUCHBAR und dienen maximal einem Überblick über das gesamte Gebiet!
  • Im Kartenmaterial zu beachten:
    Wegverlauf, Hangneigungen, Entfernungen, Wegcharakter (Wiesen, Fels, Schotter, Schnee etc.), Schutzhütten und Rastmöglichkeiten, alpine Gefahrenstellen (Dolinen etc.)
  • Expertenauskünfte einholen
    lokal ansässige "Experten" (Hüttenwirte, Bergführer, Jäger, Hirten etc.); Diese Informationen sind aber immer kritisch zu hinterfragen. Auf Basis einer guten Trockenplanung kann man diese Personen auch einschätzen und sie genauer befragen!
  • Wetterlage und -prognose:
    Das Einholen des aktuellen Wetterberichts ist eine Standardmaßnahme und beeinflusst die Tourenplanung erheblich! Wird es Niederschläge geben? Wie ist die Sicht zu erwarten? Temperaturen? Wind? Ein gutes Wissen über die lokale und die überregionale Wetterlage ist ein wesentlicher Faktor in der Unfallprävention!
  • Gruppe:
    Ist das Ziel an den schwächsten Teilnehmer angepasst? Kenne ich meine Begleiter? Wie sieht es mit Bergerfahrung aus? Ist die richtige Ausrüstung vorhanden? Ist jemand besonders ehrgeizig und "gipfelgeil"?
zurück zur Sicherheitszentrale

Keine Kommentare: